Das „Grüne Gewölbe“ Astheims

Feld-Mannstreu mit Sandwespe | Foto: Michael Zwanziger

Es kostet keinen Eintritt und es ist nicht bewacht. Derzeit nur von morschen Holzbalken umgeben, reiht sich trotzdem Kostbarkeit an Kostbarkeit. Kein Gold und keine Juwelen wie im „Grünen Gewölbe“ von Dresden, sondern ausgesprochene Schätze der Botanik: Das Naturschutzgebiet „Astheimer Dürringswasen“, bekannter unter dem Namen „Astheimer Sande“ oder „Weißer Sand“.

Seltene Moose und Flechten

Obwohl nicht bewacht, sollte es dennoch nicht betreten werden, da seltene Moose und Flechten über Jahrzehnte einen filigranen Teppich über dem eiszeitlichen Flugsand ausgebildet haben. Unter Botanikern europaweit bekannt und absolut einzigartig ist der „Dürringswasen“ aber wegen der Sand-Silberscharte. Für Erhalt und Ausweitung deren Bestands wurden Naturschutzgebiet und umgebende Areale zwischen 1997 – 2000 mit Fördermitteln des LIFE-Projekts der EU, des Naturschutzfonds und mit städtischen Mitteln gekauft und auf die heutige Größe erweitert. Die Stadt Volkach trägt seitdem für den Erhalt von Landschaft, Flora und Fauna eine besondere Verantwortung.

Flechten und Moose

Einzigartig: Der Nördliche Mannschild

Als letztes Refugium dient der im Jahr 1978 als erstes Naturschutzgebiet Kitzingens ausgewiesene Dürringswasen auch für den Nördlichen Mannschild, der in ganz Deutschland nur noch dort vorkommt und gerade zahlreich, wenn auch unscheinbar, seinen weißen Blütenkranz zeigt. Kein anderes Sandmagerrasen-Gebiet Deutschlands kann solche Kostbarkeiten vorweisen. Nicht einmal die Schwanheimer Düne bei Frankfurt am Main, obwohl sie mit einer Fläche von fast 60 Hektar mehr als fünfmal größer und viel bekannter ist als der „Astheimer Dürringswasen“.

Nördlicher Mannsschild

Dass dieses Kleinod nur einen Steinwurf von Astheim entfernt ist und es trotzdem kaum jemand kennt, hat eine gute und eine schlechte Seite: Der geringe Bekanntheitsgrad und das mehr oder weniger auf die Fachwelt beschränkte Wissen über seine Schutzwürdigkeit und Einzigartigkeit wecken auf der einen Seite immer wieder Begehrlichkeiten. So rückt der Sandabbau inzwischen bis direkt an die Grenzen des NSG und auch eine Wohnbebauung der direkt angrenzenden Pufferzone wurde kürzlich heiß diskutiert.

Sand-Grasnelke
Feuerfalter

Auf der anderen Seite konnte sich das Naturschutzgebiet in seinem Dornröschenschlaf bisher die Einzigartigkeit bewahren. Die Bebauung seiner Rand- und Pufferzonen, sei es mit Einfamilien-, Mehrfamilien- oder Mehrgenerationenhäusern würde nicht nur der Verpflichtung der Stadt Volkach zur Weiterentwicklung dieses Gebietes zuwiderlaufen, sondern sein Bestehen in der jetzigen Form ganz konkret und unmittelbar gefährden. Ganz zu schweigen von den 13 Pflanzenarten der Roten Liste Bayerns, die kürzlich dort nachgewiesen wurden, darunter das Ohrlöffel-Leimkraut, die Sandgras-Nelke, das Berg-Sandglöckchen oder der Feld-Mannstreu.

Sand-Strohblume
Sand-Silberscharte mit Rosenkäfern
Ohrlöffel-Leimkraut

Text und Fotos: Michael Zwanziger

Zum Astheimer Dürringswasen gibt es ein absolut hörenswertes Radio-Feature vom BR: Wildblumenblues – Siedlungswahn und Artenschwund im ländlichen Raum

Zur Verordnung über das Naturschutzgebiet „Astheimer Dürringswasen“ (Download als pdf)